Der Linksverkehr ist gar nicht so schrecklich wie man denkt. Man gewöhnt sich schnell daran, dass auf der Autobahn die langsame Spur links ist und rechts überholt wird. Auch daran, links herum in den Kreisverkehr zu fahren und an Kreuzungen zuerst nach rechts zu schauen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und je mehr man sich traut Neues einzuüben, umso schneller verblassen die alten Gewohnheiten.
Was am ehesten zu leichten Panikattacken führen kann, ist die teilweise abenteuerliche Kreisverkehrlandschaft. Sie treten nicht selten in Gruppierungen auf. Das bedeutet, zwei bis drei kleinere ineinander verschachtelt oder um einen zentralen Großen herum verteilt. Aber letztenendes Immer vom einen zum nächsten hangeln, immer von links hereinfahren und immer auf den Verkehr von rechts achten, denn wie in Deutschland hat der im Kreisel immer Vorfahrt.
Die Schilder und Symbole sind größtenteils die gleichen wie in Deutschland und die Unterschiede im Alltagsregelwerk sind überschaubar:
Die kompletten Verkehrsregeln findet man im sogenannten Highway Code .
Im Gegensatz zu Deutschland greift hier das Abschreckungsprinzip. Unter 30 Pfund Strafgebühr geht nichts, egal wie geringfügig der Verstoß ist. Zum Beispiel fürs Falschparken. In einem solchen Fall lautet der Strafbescheid über 60 Pfund Strafgebühr, die sich aber sich um die Hälfte reduziert, wenn man innerhalb von 14 Tagen bezahlt. Anders bei Geschwindigkeitsüberschreitungen. Hier gibts kein Pardon, sondern 60 Pfund Strafe pauschal, plus drei Punkte. Geblitzt wird allerdings nicht so fies wie in Deutschland. Blitzkästen sind neongelb und werden durch schwarz-weiße Kameraschilder angekündigt. (Allerdings stehen wesentlich mehr dieser Schilder herum, als Kameras.) Wenn aus Fahrzeugen heraus geblitzt wird, dann auch nur aus Polizeifahrzeugen. Es gibt eine gemeine Ausnahme auf Autobahnen, wo manchmal Kameras an der Rückseite der großen Torbögen mit digitalen Anzeigeschildern angebracht sind. Die sind aus Fahrtrichtung unsichtbar.
Meines Wissens kann die DVLA ("Drivers And Vehicles Licencing Association“, das Kraftfahrtamt) bis jetzt keine Punkte direkt auf einen ausländischen Führerschein buchen. Daher werden die Punkte nur bei der DVLA in Verbindung mit der Person registriert, die Strafe gilt also nur auf englischem Boden und hat auf die Flensburger Akte (noch) keinen Einfluss. Allerdings ist das bestimmt nur noch eine Frage der Zeit.
Aufgrund der Komplikationen mit dem Punkte verteilen muss man als Ausländer vor Gericht erscheinen, wo die Strafe dann pro forma neu festgelegt wird. Angeblich ist das Strafmaß nach oben flexibel, ich weiß aber nicht ob es tatsächlich vorkommt, dass über die 60 GBP hinaus gegangen wird. Man muss jedenfalls auf einem Formular seine regelmäßigen Einkünfte und Ausgaben angeben, als Maß für die Festlegung der Bußgeldhöhe. Hat hier jemand Bürokratie gesagt? Der komplette Strafenkatalog hier .
Dieser Artikel ist ein Auszug von der Website Living In Britain . Dort finden Auswanderer, Studenten und Reiselustige jede Menge Tipps und Erfahrungsberichte zum Leben und Einleben auf der Insel.